Aktzeichnungen
• Die 70er Jahre
• Steine-Felsen-Berge
• Tuschezeichnungen
• Überarbeitungen eigener Werke



Gedanken zu meinen Aktzeichnungen:

Meiner Gefühlswelt durch bildnerisches Gestalten Ausdruck zu verleihen, das war es, was ich anfangs als Triebfeder meines Schaffens wähnte. Eine kritische Bestandsaufnahme meiner künstlerischen Tätigkeit erbrachte jedoch eine nicht unbeträchtliche Differenz von Erlebnis und Ergebnis. Auch wurde ich misstrauischer gegenüber expressionistischer Übersteigerung. Zu leicht schien mir diese ins Pathetische zu geraten.

Zufall war es, dass mich mein Weg an der Akademie zu Andersen führte, was nicht ohne Einfluss auf mein Schaffen blieb. Anstelle einer doch sehr emotional orientierten Auffassung der Umwelt trat zunehmend eine solche geistiger Natur. Plötzlich öffneten sich mir Perspektiven, die mir bis dahin unbekannt waren.

Die Linie - sie gibt es in der Natur nicht - ist das abstrakteste Gestaltungselement, worüber der Künstler verfügt. Gleichzeitig ermöglicht sie dem Künstler die unmittelbarste Art der Mitteilung. Trotz ihres geistigen Charakters vermag sie sowohl seelische als auch körperliche Zustände des Zeichners sichtbar zu machen. Damit wird die Zeichnung zur Standortbestimmung unmittelbarster Ausdrucksfähigkeit eines Künstlers.

Meine Entscheidung für die Linie folgte solchen Gesichtspunkten. Ihre klare, geistige Aussage faszinierte mich. Sollte diese nicht beeinträchtigt werden, galt es auf jede Abschattung zu verzichten. Auch hätte die Verwendung von “Hell - Dunkel” mehr Realität bedeutet, da es zur Bildung einer geschlossenen Oberfläche führt. Außerdem werden Stimmungswerte aktualisiert, was ich ausschließen wollte. Eine transparente Körperhaftigkeit entstand vor meinen Augen, ein Körper gleichsam aus Glas, in dem sich Elemente durchdringen und gleichzeitig eine organische Einheit bilden.

Im zweiten Ansatz versuchte ich, die große einfache Gliederung zu finden, wobei das transparente Erscheinungsbild zugunsten der Architektonik zurücktreten musste. Ein streng konstruktives Gerüst, mit Betonung der sich jeweils ergebenden Achsen folgte. Damit war ein Punkt erreicht, wo das Experiment wieder interessant wurde. Anfänglich mit realistischen Reminiszenzen, um dann immer mehr auf die räumliche Gestaltung einer Figur einzumünden.

Nachfolgend gewann ein richtungsbetontes Arbeiten die Oberhand. Bei einer sitzenden oder liegenden Figur etwa, wird die Lage von Körper und Extremitäten zueinander zur bestimmenden Gestaltungsabsicht. Damit war die Distanz zum Akt sehr groß geworden. An Stelle des Abbildhaften konnte das Wesenhafte treten. Der Weg zur “Abstraktion” war offen.

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Gedanken zu meinen Werken der 70er-Jahre:

Die Zeit von der Wende der 60er zu den 70er Jahren warf zweifelsohne eine wichtige Frage auf: Wo steht die Kunst, was kann sie der Gesellschaft vermitteln, welche Auswirkungen hat die Technik auf sie. Allgemein betrachtet, stand meiner Meinung nach die Kunst an einem Scheideweg. Der Einsatz von Pinsel und ähnlichen Geräten erschien fast wie ein Rückblick auf die Urzeit des Menschen. Der Einsatz von Computer und anderen Techniken für die bildende Kunst standen quasi vor der Türe. Eine logische Konsequenz in dieser Situation waren die so genannten "Installationen", die gewissermaßen die Technik, aber auch soziale Aspekte hinterfragen, mitunter ins Absurde führen oder ihre menschliche Sicht beleuchten.

Ich blieb bei Pinsel und Leinwand, da ich glaube, dass der Erfindungsreichtum des Menschen auch in so angestammten Techniken wie der Malerei immer wieder neue Kreationen hervorzubringen imstande ist.

Dieses Umfeld war mitbestimmend für meine damalige Entscheidung, Röhren, ein technisches Produkt, in meine Arbeit zu integrieren. Der strenge Charakter derselben, ihre spröden Verbindungen mit Muffen, Fittingen und dergleichen ergeben einen seltsamen Reiz. In Verbindung mit Farbe vermitteln sie einen abstrakten Eindruck von geometrisch bestimmter Bildenergie. Auch bot sich mir damit die Möglichkeit technische Elemente in ironischem Zusammenhang zu bringen, beispielsweise die Verknüpfung mit Teilen des menschlichen Körpers, wie etwa einen Busen oder einen Mund. Damit änderte sich naturgemäß das Ausgangsobjekt, die Röhre, die plötzlich auch eine sexuelle Bedeutung erhielt. Die Körperhaftigkeit von Röhren kann bei entsprechender Gestaltung flächig erscheinen, ihre Verbindungen plastisch belassen bleiben. Auf diese Weise eröffnet sich ein surrealer Aspekt.

Die Vielfältigkeit der Kombinationsmöglichkeiten ließen Formen und Formzusammenhänge entstehen, die bizarre Geräte oder ihnen angenäherte technoide Konstellationen ergaben, die Verwandtschaft mit den für den Weltraum geschaffenen Objekten suggerierten. In der letzten Phase der Röhrengestaltungen arbeitete ich nur mehr mit dem lang gezogenen Rechteck des Rohres und dem Rund seiner Öffnung. Auch die Reduktion auf eine reine Bildgeometrie eröffnete sich, in der die Rohrform und ihre rechtwinkelige Brechung durch Knie, nur mehr einen Rest der ursprünglichen Realität vermitteln sollten.

Im Anschluss daran erfolgte eine Rückbesinnung auf die wesentlichen Gestaltungsmittel der bildenden Kunst, die da sind: Punkt, Linie und Fläche, der Rhythmus, das Verhältnis der Proportionen zueinander, der Hell-Dunkel Kontrast und die Farbe mit all ihren Kontrasten. In dieser Gestaltungsphase arbeitete ich mit Bändern, die ähnlich einem Farbkreis Farbübergänge oder auch Farbabstufungen zeigten und die im Kontrast zu großen Farbflächen standen. Die dadurch vermittelte Farbbewegung war von erstaunlicher Vielfalt. Gleichzeitig wurde aber auch auf das verwiesen, was beim Betrachter eines malerischen oder graphischen Werkes der bildenden Kunst vor sich geht. Kandinsky stellte einmal ein Bild auf den Kopf und registrierte dabei: Wenn unser Sehen sich nicht an gegenständliche Formen klammert, erleben wir Farbe und farbige Zusammenhänge, aber auch die Formenwelt auf eine völlig neue Art und Weise.

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Gedanken zu meinen Bildern von Steinen, Felsen und Bergen:

Das Jahr 2002 wurde von der UNO zum Jahr der Berge erklärt. Anlass genug, um die Besucher meiner virtuellen Galerie mit meinem, der Bergwelt gewidmeten Werk bekannt zu machen.

Lienz, der Ort meiner Schulzeit und Jugend liegt an der Grenze von Ur- und Kalkalpen mit ihren unterschiedlichen Strukturen, ihren unterschiedlichen Gesichtern. Schon als Kind gaben mir die Berge viele Rätsel auf. Was hinter ihnen lag, entzog sich meiner Vorstellung. Neben der gigantischen Größe derselben, ihrer vielfachen Schönheit, die durch Sonnenlicht oder andere klimatische oder jahreszeitliche Faktoren bedingt, ständigen Veränderungen unterworfen ist, waren diese für mich auch eine Quelle der Bedrohung. Man denke nur an Steinschlag, Muren, Lawinenabgänge und dergleichen, Dieses zwiespältige Bild begleitete mich bei all meinen bildnerischen Versuchen, dem überwältigenden Eindruck, den die Berge bei mir hinterlassen haben, Gestalt zu geben.

Einmal war es das Kristalline mit seinen harten, klaren Kanten, dann etwa die Tektonik oder Verwerfungen; die Vielfalt von Strukturen beeinflusste mich immer wieder. Sie zeigte in den Kalkalpen eine völlig andere Natur als im Urgestein. Auch assoziative Momente drängten sich auf, wie etwa Felsköpfe, deren Begriff nicht umsonst vom Volksmund geschaffen worden sind. Dann war es wieder die beeindruckende Größe, die Kraft, ihr scheinbar unverrückbares Sein in einer sich ständig ändernden Welt, das mir zum Maßstab für meine Arbeiten wurde.

Von meinen Osttirol Aufenthalten in mein Atelier in Wien zurückkehrend, schien mir jedes Mal, dass ich nach Lösungen suchen müsste, die meinen vor Ort erfahrenen Erlebnissen noch besser gerecht werden, noch stärker Gestalt verleihen sollten. Vorerst versuchte ich, über Vereinfachungen dieses Ziel zu erreichen. Aber plötzlich kippte alles in meiner Arbeit um. Anstelle der Vereinfachung trat eine Auseinandersetzung mit der Kleinstruktur. Schon bei meinen Arbeiten während der Thaler Zeit war ich auf diese Kleinstruktur gestoßen. Ich hatte das Große im Kleinen, das Kleine im Großen entdeckt. Durch diese Sehweise, so schien es mir, konnte ich meine Vorstellungen, mein Weltbild, besser in eine bildhafte Aussage umsetzen. Das Wissen um Atomstrukturen, die Weltraumstrukturen ähnlich sind, führte zu anderen Bildlösungen. Damit bahnte sich aber auch schon wieder der Abschied von dem gewählten Problemkreis " Steine, Felsen, Berge" an.

Einige Abbildungen meiner Arbeiten zum Thema Bergwelt sind im Jahrbuch 2002 des österreichischen Alpenvereins zu sehen.

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Gedanken zu meinen Tuschezeichnungen:

In die Zeit der frühen 50er Jahre fällt meine erste Begegnung mit der Tusche - Pinselzeichnung. Im Unterschied zur Metallfeder und Rohrfeder vermittelt sie durch ihren flächigeren Charakter eine stärkere malerische Komponente, ermöglichte aber auch eine entschiedenere, kompaktere Form.

Nach Abschluss meines Studiums lebte ich einige Jahre auf einem hochgelegenen Bauernhof bei Assling in Osttirol. Das war zu Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre. Aus dieser Zeit stammt eine Reihe von Spitzfederzeichnungen. Ich versuchte erstmals die Umsetzung von aus der Natur gewonnenen Eindrücken in ein freies strukturales, stark rhythmisiertes Liniengefüge.

Nach einer Zeit mit geografischen Veränderungen, die innere Veränderung mit sich brachten, nahm ich in den 70er Jahren, die zwischenzeitlich vernachlässigte Federzeichnung wieder auf. Das geschah anlässlich eines Griechenlandaufenthaltes und einem unmittelbar darauf folgenden Hollandaufenthaltes. An einzelnen, immer noch aus dem Landschaftserlebnis entstandenen Beispielen, tritt hier sowohl die Tendenz zur Gestaltverdichtung als auch zur Gestaltauflösung auf, wobei der Einsatz grafischer Strukturen als bestimmendes Moment gilt. In den 80er Jahren habe ich schließlich diese Strukturprinzipien anhand von Bergmotiven in Tusche-Pinselzeichnungen so weit verfolgt, bis sich diese vom Motivischen gelöst hatten und aus sich heraus Eigenständigkeit gewinnen konnten.

Das Bezugssystem von Punkt, Linie und Fläche wurde bereichert von der Erkenntnis, dass stärkere und entschiedenere Kontraste, sowie weniger aufgelöste Formen meiner neuen Gestaltungsabsicht mehr entsprachen.

Das samtige Schwarz der Tusche führte mich in eine Welt, in der Erinnerung in bildhafter Form greifbar wird. Ich konnte in einen inneren Bereich meiner selbst vordringen, aus dem heraus ich durch meditative Versenkung bildhaftes Denken sichtbar werden zu lassen vermag. Optische Eindrücke und verbales Denken werden dabei überwunden, ich stoße vor zu Formen, die von großer Entschiedenheit geprägt sind, manchmal mit einem Hang zur Assoziation besetzt erscheinen, aber auch völlig unbekannt und überraschend sein können.

Am Ursprung dieser Vorgangsweise stand eine Ausstellung von japanischen Tuschezeichnungen, in der ich unter anderem zwei langen Rollenbildern begegnete. Sie wiesen ein Rankenwerk von Blättern, Früchten und Zweigen auf. In einem Fall war eine sehr subtile Beschreibung des Dinglichen gegeben. Im zweiten Fall waren es zunächst scheinbar willkürlich gesetzte Tuscheflecken, die aber beim längeren Anschauen sich zu Früchten, Blättern und Zweigen formten. Hier hatte der Urheber des Werkes in einem meditativen Vorgang die Naturerscheinung solange in sich aufgenommen, bis sie zu einem unauslöschlichen Teil seiner Erinnerung geworden war. Das befähigte ihn, kraft seines schöpferischen Potentials das ursprünglich Geschaute neu zu erschaffen.

Meine Arbeiten sind für mich Zeichen für das Kommen und Gehen, Werden und Vergehen. Bewusst verzichte ich auf jeden einengenden Titel. In keiner Weise will ich den Beschauer in eine vorgegebene Richtung des Sehens und Erlebens drängen. Er soll in der Betrachtung und Auseinandersetzung mit dem Werk sein eigenes schöpferisches Potential einbringen können. Um meine Pinsel - Tuschezeichnungen nicht allzu zwingend und absolut erscheinen zu lassen, verzichte ich seit geraumer Zeit auf das Verwenden von weißem Papier. So vermeide ich den extrem und absolut erscheinenden Schwarz - Weiß Kontrast. Farbiges Papier vermittelt ein höheres Maß an Verbindlichkeit und lässt dem Beschauer mehr Freiheit in der Begegnung mit mir und mit meinem Werk.

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Gedanken zu meinen Überarbeitungen druckgrafischer Werke:

Meine ersten Druckgraphiken entstanden unter völlig untauglichen technischen Voraussetzungen. Mich aber interessierte der technische Vorgang als solcher und die sich daraus ergebenden gestalterischen Möglichkeiten, die der Druckgraphik einen besonderen Stellenwert einräumen.

Das druckgraphische Ergebnis meiner Arbeiten war allerdings wegen der technischen Unzulänglichkeiten nur sehr dürftig. Aber ich brachte es nicht übers Herz, die entstandenen Blätter trotz ihrer großen technischen Mängel wegzuwerfen.

Fast zwanzig Jahre nach ihrer Entstehung bearbeitete ich diese Blätter mittels schwarzer Acrylfarbe mit dem Ziel, das Druckformat und dessen Gestaltung aufzunehmen, zu ergänzen und zu einer neuen Gesamtheit werden zu lassen.

Durch zeichenhafte Ergänzungen, die gestalterisch verschieden sind, ergaben sich völlig neue Betrachtungsebenen der einzelnen Motive, die dadurch in einen jeweils neuen Bezug gebracht wurden.

Die Drucke als Ausgangspunkt treten damit in den Hintergrund und werden Teil der jeweiligen Gesamtgestaltung, wobei die Zartheit der Graphik in einen spannungsvollen Dialog zur robusten Zeichensetzung mit der Acrylfarbe tritt.

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